Alexander Bernhardsson (l.) und Shuto Machino klatschen sich ab. © picture alliance / dpa Foto: Jan Woitas
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AUDIO: Bundesliga-Klassenerhalt? Diese Daten machen Holstein Kiel Mut (5 Min)

Freude statt Angst - Schafft es Holstein Kiel in die Relegation?

Stand: 08.05.2025 10:45 Uhr

Zwei Spieltage vor dem Saisonende hat Holstein Kiel lediglich einen Zähler Rückstand auf den Relegationsrang - der ersehnte Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga ist noch möglich. Das Restprogramm hat es in sich. Doch nicht zuletzt einige Daten machen der KSV Mut.

von Johannes Freytag

Nachdem Marcel Rapp seine Mannschaft über den Rasen gescheucht hatte, gab es für die heikle Mission von Holstein Kiel noch einen kleinen Mutmacher. Am Rande des Trainingsplatzes drückte ein treuer Fan dem Trainer und dessen Spielern selbst gebastelte Ketten in die Hand - Glücksbringer, die die "Störche" mitten im enormen Druck des knallharten Abstiegskampfes wohl gebrauchen können. 

Rechnerisch ist für den Aufsteiger sogar noch das Erreichen eines direkten Nichtabstiegsplatzes drin. Allerdings müssten die Kieler dann in zwei Spielen nicht nur sechs Punkte, sondern dabei auch mindestens neun Tore auf Hoffenheim oder sogar 16 auf den FC St. Pauli aufholen.

"Wenn wir absteigen, dann ist das für uns traurig, für viele aber das Normalste der Welt. Es ist eher eine Sensation, dass wir noch eine Chance auf die Relegation haben." KSV-Coach Marcel Rapp

Realistischer ist also Relegationsplatz 16, den derzeit der 1. FC Heidenheim belegt. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt laut GSN-Daten bei 20 Prozent, die für einen Abstieg hingegen bei 79 Prozent (mit einem Prozent beziffern die Daten die Chancen auf den direkten Klassenerhalt).

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Die KSV im richtigen Moment im Flow?

Zahlen, mit denen sich Trainer Marcel Rapp und seine Mannschaft kaum beschäftigen dürften. Zumal wichtige Faktoren stimmen: die aktuelle Form und die Einstellung. "Wir haben jetzt einen guten Lauf, eine gute Form. Der Unterschied zu vielen anderen ist, dass wir das mit Freude angehen und nicht mit Angst. Und das ist, glaube ich, ein Faustpfand", so Rapp.

"Jetzt kommen wir vielleicht in den Flow, den wir uns früher erhofft hatten. So wie wir es heute und letzte Woche gemacht haben, das muss der Anspruch für die letzten Spiele sein", hatte KSV-Profi Steven Skrzybski schon nach dem jüngsten 3:1-Erfolg in Augsburg konstatiert.

Dieser bescherte den Kielern nicht nur erstmals zwei Bundesliga-Siege nacheinander, sondern auch die Punkte fünf, sechs und sieben aus den vergangenen drei Partien. "Die Brust wird breiter", sagte Torhüter Thomas Dähne: "Das gibt einen extremen Schub für die ganze Mannschaft." Er sei "hundertprozentig" davon überzeugt, die Relegation noch zu schaffen. Die Mannschaft spiele "mittlerweile einen richtig guten Fußball. Das macht mich extrem zuversichtlich, dass wir in der Liga bleiben."

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Mentalität und Moral sind an der Förde ohnehin einwandfrei, die KSV klammert sich mit aller Kraft an die Bundesliga, deren historische erste Saisonteilnahme am Fußball-Oberhaus keine Eintagsfliege bleiben soll. "Wir gehen jedes Spiel wie ein Finale an", erklärte Abwehrspieler Carl Johansson. Und Rapp betonte: "Wir haben immer Bock auf Bundesliga." Er sehe nicht, "dass wir etwas verlieren können. Wir können nur etwas gewinnen."

Zwei Champions-League-Aspiranten zum Schluss

Allerdings hat es das Restprogramm mit zwei Top-Gegnern in sich: Sowohl der SC Freiburg (Tabellenplatz vier), gegen den die Schleswig-Holsteiner am Sonnabend (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) antreten, als auch Gastgeber BVB (fünf) am letzten Spieltag haben noch die Qualifikation für die Champions League vor Augen. Kiels Konkurrent Heidenheim steht mit Union Berlin (13.) auswärts und Werder Bremen (8.) zu Hause vor vom Papier her leichteren Aufgaben.

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Kiel physisch top und offensiv enorm effizient

Die Hoffnung lebt dennoch, und einige Zahlen der Daten-Experten machen Mut. So ist eine der größten Stärken des Rapp-Teams die Physis und die Laufbereitschaft. Im Vergleich zur gesamten Bundesliga rangiert Kiel bei nahezu allen physischen Kennzahlen in der Spitzengruppe. Die Zahl der Sprints pro Partie (246,66) bedeutet sogar Liga-Bestwert, die der intensiven Läufe (758,31) Platz zwei und die 119,57 Kilometer Laufleistung Rang drei.

Zu den defensiven Stärken zählen zudem die Ballrückeroberungen im eigenen Strafraum (15,22 pro Spiel/Liga-Bestwert), die Ballrückeroberungen im defensiven Drittel (40,19/Rang zwei) und die abgefangenen Pässe (45,41/Rang zwei). Auch die 7,66 gewonnenen defensiven Luftzweikämpfe sind ein starker Wert (Rang vier).

"Wir haben auch etwas in die Waagschale zu werfen." Marcel Rapp

Mit anderen Worten: Über Kampf und Laufstärke kann Kiel Ballgewinne erzwingen und Kontersituationen schaffen. Wenn die "Störche" dann zum Torabschluss kommen, sind sie enorm gefährlich, weil effizient: Die Chancenverwertung von 19% ist ligaweit die drittbeste und deutlich höher als der Durchschnitt (12,45%). So kann der Aufsteiger auch gegen starke Ballbesitzmannschaften wie Freiburg und Dortmund bestehen.

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Erfolgsgaranten: Dähne, Bernhardsson, Machino

Mit 75 Gegentoren ist die KSV zwar die "Schießbude der Liga", rechtzeitig zum Saison-Endspurt sank allerdings die Zahl der Gegentreffer: Zuletzt waren es nur noch 1,5 statt zuvor 2,08. Das liegt unter anderem daran, dass entscheidende Spieler in der Defensive ihren Performance Score steigerten: Keeper Dähne hatte in den drei jüngsten Begegnungen einen Score von 70.05 (vorher 57.95), Innenverteidiger Timo Becker kam auf 61.70 (57.40).

Aber auch offensiv ragen zwei Spieler hervor: Rechtsaußen Alexander Bernhardsson hat sich in seinen Dribblings und der Zahl seiner Torabschlüsse deutlich verbessert. Das Ergebnis sind nicht nur drei Tore in den jüngsten drei Spielen, sondern ist auch ein auf 74.20 gesteigerter Performance Score (zuvor 62.75).

Noch stärker hat sich Stürmer Machino (von 59.95 auf 75.05) zum entscheidenden Offensivfaktor entwickelt. Der Japaner, der im gleichen Zeitraum sogar viermal erfolgreich war und nun schon elf Saisontore auf dem Konto hat, präsentiert sich als eiskalter Vollstrecker.

Allerdings gibt es bei Machino wegen einer Sprunggelenksverletzung "noch ein Fragezeichen", wie Rapp am Donnerstag sagte. "Bei Shuto muss man schauen, wie er es verkraftet hat. Er war gestern auf dem Platz und ist Runden gelaufen. Man muss gucken, ob es bis zum Wochenende reicht."

Ausgangslage spricht für Heidenheim

Bei allen Zahlenspielen ist sicher: Es bleibt ein hochspannender, kaum vorhersehbarer Schlussspurt für Kiel und Heidenheim, die bei gleicher Tordifferenz (-27) nur ein Punkt trennt. Ein Rechenbeispiel: Sollte die KSV einmal 1:0 gewinnen und einmal 0:2 verlieren und Heidenheim gleichzeitig zweimal remis spielen, würde den Schleswig-Holsteinern am Ende ein einziges Tor zum Klassenerhalt fehlen. Und auch die Ergebnisse der Hinrunde sprechen eher für Heidenheim: Der FCH holte gegen Union (2:0) und Werder (3:2) vier Zähler, Kiel gegen Freiburg (2:3) und Dortmund (4:2) lediglich drei.

Mögliche Aufstellungen:

Holstein Kiel: Dähne - Becker, Johansson, Zec - Rosenboom, Gigovic, Knudsen, Tolkin - Skrzybski - Bernhardsson, Machino
SC Freiburg: Atubolu - Rosenfelder, Ginter, Lienhart, Makengo - M. Eggestein, Osterhage - Doan, Manzambi, Grifo - Adamu

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